Die Basis für ein gesundes Hundeleben

Die Ankunft eines Welpen bringt viel Freude, aber auch Verantwortung mit sich. Eine der wichtigsten Entscheidungen, die du als neuer Hundebesitzer treffen musst, betrifft den Impfschutz deines vierbeinigen Familienmitglieds. In den ersten Lebensmonaten ist das Immunsystem deines Welpen noch nicht vollständig entwickelt, was ihn besonders anfällig für Infektionskrankheiten macht – einige davon können lebensbedrohlich sein oder dauerhafte Schäden verursachen.

Doch im Zeitalter des Internets kursieren viele widersprüchliche Informationen über Hundeimpfungen. Während manche Quellen zur Vorsicht vor vermeintlichen Impfrisiken mahnen, betonen andere die Notwendigkeit eines umfassenden Impfplans. Diese unterschiedlichen Standpunkte können verunsichern: Welche Impfungen sind wirklich wichtig? Gibt es Risiken? Und wie oft muss mein Welpe geimpft werden?

In diesem ausführlichen Ratgeber klären wir diese Fragen auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse. Wir beleuchten die wesentlichen Impfungen für Welpen, erklären den optimalen Zeitplan und helfen dir, fundierte Entscheidungen für die Gesundheit deines Hundes zu treffen.

Grundlagen des Immunschutzes bei Welpen

Um die Bedeutung von Impfungen zu verstehen, ist es hilfreich, zunächst einen Blick auf die Entwicklung des Immunsystems bei Welpen zu werfen.

Maternale Immunität: Der erste Schutzschild

Neugeborene Welpen sind nicht völlig schutzlos gegen Krankheitserreger. In den ersten Lebensstunden nehmen sie über die Muttermilch (Kolostrum) Antikörper auf, die ihnen einen passiven Immunschutz bieten. Dieser als „maternale Immunität“ bezeichnete Schutz hat jedoch zwei entscheidende Einschränkungen:

  • Er ist zeitlich begrenzt und baut sich in den ersten Lebenswochen kontinuierlich ab
  • Die Schutzdauer variiert je nach Antikörper und individuellem Welpen (zwischen 6-16 Wochen)

Diese zeitliche Begrenzung begründet, warum Welpen nicht einfach einmal geimpft werden können, sondern eine Serie von Impfungen in bestimmten Zeitabständen benötigen.

Die „immunologische Lücke“

Die besondere Herausforderung bei der Welpenimpfung liegt in der sogenannten „immunologischen Lücke“:

  • Solange noch genügend maternale Antikörper vorhanden sind, können diese die Impfstoffe neutralisieren und deren Wirksamkeit reduzieren
  • Sind die maternalen Antikörper jedoch bereits zu stark abgebaut, besteht eine Schutzlücke bis zum Aufbau der eigenen Immunität durch Impfung

Da der exakte Zeitpunkt des Abfalls der maternalen Immunität individuell variiert und nicht einfach gemessen werden kann, wird eine Serie von Impfungen in bestimmten Intervallen durchgeführt, um diese Lücke zu schließen.

Core-Impfungen: Die unverzichtbaren Basisimpfungen

Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) und die World Small Animal Veterinary Association (WSAVA) unterscheiden zwischen sogenannten Core-Impfungen (Pflichtimpfungen) und Non-Core-Impfungen (optionale Impfungen).

Core-Impfungen werden für jeden Hund empfohlen, unabhängig von Lebensstil, Rasse oder Haltungsbedingungen, da sie vor besonders gefährlichen und/oder weitverbreiteten Krankheiten schützen. Folgende Impfungen zählen in Deutschland zu den Core-Impfungen:

1. Staupe (Canine Distemper Virus, CDV)

Die Erkrankung: Staupe ist eine hochansteckende Viruserkrankung, die verschiedene Organsysteme befallen kann und oft tödlich verläuft. Die Krankheit kann sich manifestieren als:

  • Atemwegsform mit Husten, Schnupfen und Lungenentzündung
  • Magen-Darm-Form mit schwerem Durchfall und Erbrechen
  • Neurologische Form mit Krampfanfällen, Lähmungen und Verhaltensstörungen

Warum impfen?

  • Hohe Sterblichkeitsrate (bis zu 50% bei ungeimpften Hunden)
  • Auch bei Überleben oft bleibende neurologische Schäden
  • Keine spezifische Therapie verfügbar, nur symptomatische Behandlung
  • Staupeviren sind in der Umwelt und bei Wildtieren (Füchse, Marder) verbreitet

Wichtig zu wissen: Trotz rückläufiger Fallzahlen dank guter Durchimpfungsraten kommt es immer wieder zu lokalen Ausbrüchen, besonders in Regionen mit vielen ungeimpften Hunden.

2. Hepatitis contagiosa canis (HCC)

Die Erkrankung: Diese durch das canine Adenovirus Typ 1 (CAV-1) verursachte Infektion führt zu einer schweren Leberentzündung und kann weitere Organe wie Nieren, Augen und das Gefäßsystem betreffen. Symptome umfassen:

  • Hohes Fieber
  • Bauchschmerzen und Erbrechen
  • Blutgerinnungsstörungen
  • Bei schweren Verläufen auch neurologische Symptome

Warum impfen?

  • Potenziell tödlicher Verlauf, besonders bei Welpen
  • Bei Überleben Risiko für chronische Leberschäden
  • Erreger ist sehr umweltstabil und kann lange infektiös bleiben
  • Übertragung erfolgt direkt zwischen Hunden oder über kontaminierte Umgebung

Interessant: Die meisten modernen Impfstoffe enthalten nicht CAV-1, sondern das verwandte, aber weniger pathogene CAV-2, das eine Kreuzimmunität gegen CAV-1 erzeugt und dabei weniger Nebenwirkungen hat.

3. Parvovirose (Canine Parvovirus, CPV)

Die Erkrankung: Die Parvovirose ist eine der gefährlichsten Infektionskrankheiten für Welpen mit Sterblichkeitsraten von bis zu 90% bei unbehandelten Tieren. Sie äußert sich durch:

  • Schweren, oft blutigen Durchfall
  • Massives Erbrechen
  • Extreme Austrocknung und Schwäche
  • Zusammenbruch des Immunsystems

Warum impfen?

  • Besonders gefährlich für Welpen zwischen 6 Wochen und 6 Monaten
  • Extrem hohe Ansteckungsgefahr
  • Virus ist in der Umwelt sehr stabil (bis zu einem Jahr infektiös)
  • Selbst mit intensiver Therapie hohe Sterblichkeit
  • Bestimmte Rassen (Rottweiler, Dobermann, Pit Bulls) besonders gefährdet

Expertentipp: Das Parvovirus ist so widerstandsfähig, dass es gewöhnlichen Reinigungsmitteln widersteht. Nur spezielle Desinfektionsmittel können es zuverlässig inaktivieren.

4. Leptospirose

Die Erkrankung: Leptospirose wird durch Bakterien der Gattung Leptospira verursacht und kann zu schweren Nieren- und Leberschäden führen. Die Symptome umfassen:

  • Hohes Fieber
  • Erbrechen und Durchfall
  • Gelbsucht (Ikterus)
  • Nierenversagen
  • In schweren Fällen Blutungsneigung und Atemnot

Warum impfen?

  • Übertragung durch Kontakt mit Urin infizierter Tiere (Nagetiere, Wildtiere)
  • Erreger kann über Schleimhäute und kleine Hautverletzungen eindringen
  • Verbreitet in Gewässern, besonders in warmen Monaten
  • Zoonosepotenzial: Kann auf Menschen übertragen werden
  • Aktuelle Impfstoffe schützen gegen mehr Serovare (Unterarten) als früher

Besonderheit: Im Gegensatz zu viralen Erkrankungen kann Leptospirose mit Antibiotika behandelt werden, allerdings ist eine frühe Diagnose entscheidend, und Organschäden können irreversibel sein.

5. Tollwut (in vielen Ländern Pflicht)

Die Erkrankung: Tollwut ist eine Virusinfektion, die das zentrale Nervensystem befällt und nach Auftreten der ersten Symptome immer tödlich verläuft. Die Krankheit äußert sich durch:

  • Verhaltensänderungen (Aggressivität oder ungewöhnliche Zahmheit)
  • Schluckbeschwerden und vermehrter Speichelfluss
  • Lähmungserscheinungen
  • Koma und schließlich Tod

Warum impfen?

  • 100% tödlich nach Symptombeginn
  • Wichtige Zoonose: Übertragbar auf Menschen mit gleicher Prognose
  • In vielen Ländern gesetzlich vorgeschrieben
  • Voraussetzung für Reisen ins Ausland
  • Deutschland gilt als tollwutfrei bei Haustieren, aber Wildtiere (v.a. Fledermäuse) können Träger sein

Rechtlicher Hinweis: In Deutschland ist Tollwut keine Pflichtimpfung mehr im strengen Sinne, wird aber weiterhin als Core-Impfung eingestuft und ist für Auslandsreisen sowie in vielen Hundeeinrichtungen (Hundeschulen, Pensionen) verpflichtend.

Non-Core-Impfungen: Situationsabhängig sinnvoll

Neben den Core-Impfungen gibt es eine Reihe weiterer Impfungen, die je nach individueller Situation des Hundes empfohlen werden können. Diese werden als „Non-Core-Impfungen“ bezeichnet und sollten auf Basis einer Nutzen-Risiko-Abwägung für jeden Hund individuell entschieden werden.

1. Zwingerhusten-Komplex (Canine Infectious Respiratory Disease Complex, CIRDC)

Die Erkrankung: Zwingerhusten ist eine hochansteckende Atemwegserkrankung, die durch verschiedene Erreger verursacht werden kann, darunter:

  • Canines Parainfluenzavirus (CPiV)
  • Bordetella bronchiseptica (Bakterium)
  • Canines Adenovirus Typ 2 (CAV-2)
  • Weitere Viren und Bakterien

Die typischen Symptome sind:

  • Trockener, bellender Husten, oft mit würgenden Geräuschen
  • Nasenausfluss
  • In schweren Fällen Fieber und reduzierter Allgemeinzustand
  • Bei Komplikationen: Lungenentzündung

Wann ist die Impfung sinnvoll?

  • Für Hunde mit häufigem Kontakt zu Artgenossen
  • Bei Aufenthalten in Hundepensionen oder Hundeschulen
  • Vor Ausstellungen oder Hundesportveranstaltungen
  • Bei bevorstehenden Tierheimsaufenthalten

Applikationsformen:

  • Injektion (schützt meist gegen Parainfluenzavirus)
  • Intranasal (Nasenspray, schützt gegen Bordetella und teilweise Parainfluenza)
  • Kombination beider Formen für breiteren Schutz

Wichtig zu wissen: Die Impfung verhindert nicht immer die Infektion, kann aber den Verlauf deutlich mildern.

2. Borreliose

Die Erkrankung: Borreliose wird durch Bakterien der Gattung Borrelia übertragen, hauptsächlich durch Zeckenbisse. Die Erkrankung kann sich äußern durch:

  • Wechselnde Lahmheiten
  • Fieber und Appetitlosigkeit
  • Gelenkentzündungen
  • In schweren Fällen Nierenschäden (Protein-Verlust-Nephropathie)

Wann ist die Impfung sinnvoll?

  • In Hochrisikogebieten mit starkem Zeckenbefall
  • Für Hunde, die sich viel im Wald oder hohem Gras aufhalten
  • Bei bestimmten Aktivitäten wie Jagd- oder Suchhunden

Zu beachten:

  • Die Impfung schützt nur gegen bestimmte Borrelien-Arten
  • Konsequenter Zeckenschutz bleibt trotz Impfung essentiell
  • Die Wirksamkeit und Notwendigkeit ist unter Experten umstritten

Expertenmeinung: Die Borreliose-Impfung wird kontrovers diskutiert. Während einige Tierärzte sie in Risikogebieten standardmäßig empfehlen, betonen andere die begrenzte Wirksamkeit und plädieren stattdessen für konsequenten Zeckenschutz und regelmäßige Kontrollen.

3. Leishmaniose

Die Erkrankung: Leishmaniose wird durch Parasiten der Gattung Leishmania verursacht und durch Sandmücken übertragen. Die Erkrankung ist in Mittelmeerländern verbreitet und äußert sich durch:

  • Hautveränderungen (Schuppung, Haarausfall, Geschwüre)
  • Gewichtsverlust und Leistungsabfall
  • Nierenprobleme
  • Blutarmut
  • Augenentzündungen

Wann ist die Impfung sinnvoll?

  • Vor Reisen in endemische Gebiete (Mittelmeerraum)
  • Für Hunde, die aus Endemiegebieten importiert wurden
  • Bei dauerhaftem Aufenthalt in betroffenen Regionen

Besonderheit:

  • Die Impfung bietet keinen vollständigen Schutz vor Infektion
  • Sie kann aber den Krankheitsverlauf deutlich mildern und die Übertragungsrate senken
  • Muss mit konsequentem Mückenschutz kombiniert werden

Reisehinweis: Für Reisen in den Mittelmeerraum sollte die Impfung mindestens 3-4 Wochen vor Reisebeginn abgeschlossen sein, damit sich ein ausreichender Impfschutz aufbauen kann.

Der optimale Impfzeitplan für Welpen

Ein durchdachter Impfplan ist entscheidend, um die immunologische Lücke zu schließen und einen zuverlässigen Schutz aufzubauen. Hier ist ein typischer Impfzeitplan nach aktuellen Empfehlungen:

Grundimmunisierung im ersten Lebensjahr

1. Impfung (6.-8. Lebenswoche)

  • Staupe
  • Hepatitis contagiosa canis
  • Parvovirose
  • (Manchmal Parainfluenza, als Teil der SHPPi-Kombination)

2. Impfung (10.-12. Lebenswoche)

  • Staupe
  • Hepatitis contagiosa canis
  • Parvovirose
  • Leptospirose
  • (Parainfluenza)
  • (Evtl. Non-Core-Impfungen nach individueller Absprache)

3. Impfung (14.-16. Lebenswoche)

  • Staupe
  • Hepatitis contagiosa canis
  • Parvovirose
  • Leptospirose
  • (Parainfluenza)
  • Tollwut (frühestens ab der 12. Lebenswoche)

4. Impfung (15.-18. Monat)

  • Wiederholung aller Core-Impfungen als Abschluss der Grundimmunisierung
  • Diese Auffrischung ist besonders wichtig, da sie den langfristigen Immunschutz etabliert

Zeitplan für Auffrischungsimpfungen

Nach Abschluss der Grundimmunisierung werden folgende Intervalle für Auffrischungsimpfungen empfohlen:

Staupe, Hepatitis, Parvovirose:

  • Alle 3 Jahre (moderne Impfstoffe bieten langanhaltenden Schutz)

Leptospirose:

  • Jährlich (der Impfschutz hält in der Regel nur 12-18 Monate)

Tollwut:

  • Je nach verwendetem Impfstoff alle 1-3 Jahre
  • Für Reisen ins Ausland sind die jeweiligen Einreisebestimmungen zu beachten

Non-Core-Impfungen:

  • Zwingerhusten: Jährlich oder vor besonderen Risikosituationen
  • Borreliose: Jährlich (vor der Zeckensaison)
  • Leishmaniose: Jährlich (vor der Reisesaison)

Wichtiger Hinweis: Dieser Zeitplan dient als allgemeine Orientierung. Dein Tierarzt wird einen individuellen Impfplan erstellen, der an die spezifischen Bedürfnisse deines Welpen angepasst ist.

Titer-Bestimmung: Alternative zur routinemäßigen Auffrischung?

Eine Alternative zur kalendarischen Auffrischungsimpfung ist die Bestimmung von Antikörper-Titern im Blut des Hundes. Diese Methode gewinnt zunehmend an Bedeutung und wird von vielen Tierärzten angeboten.

Was sind Antikörper-Titer?

Antikörper-Titer messen die Konzentration spezifischer Antikörper im Blut und geben Aufschluss darüber, ob ein Hund noch ausreichend gegen bestimmte Krankheiten geschützt ist.

Vorteile der Titer-Bestimmung

  • Vermeidung unnötiger Impfungen, wenn noch ausreichend Schutz besteht
  • Erkennung von Impfversagern (Hunde, die trotz Impfung keinen ausreichenden Schutz aufgebaut haben)
  • Besonders sinnvoll für Hunde mit Impfreaktionen in der Vergangenheit
  • Geeignet für Hunde mit bestimmten chronischen Erkrankungen

Grenzen der Methode

  • Nicht für alle impfpräventablen Erkrankungen verfügbar oder validiert
  • Für Leptospirose nicht zuverlässig (zelluläre Immunität spielt größere Rolle)
  • Meist teurer als eine Routineimpfung
  • Nicht überall angeboten
  • Für internationale Reisen oft nicht anerkannt (Tollwut-Titer ausgenommen)

Expertenrat: Titer-Bestimmungen eignen sich besonders für Staupe, Hepatitis und Parvovirose. Für Leptospirose und die meisten Non-Core-Impfungen wird weiterhin das konventionelle Auffrischungsschema empfohlen.

Impfrisiken und -nebenwirkungen: Was du wissen solltest

Impfungen zählen zu den sichersten medizinischen Maßnahmen in der Tiermedizin. Dennoch können – wie bei jeder medizinischen Intervention – Nebenwirkungen auftreten. Ein informierter Umgang damit ist wichtig.

Häufige leichte Impfreaktionen

Die meisten Impfreaktionen sind mild und vorübergehend:

  • Leichte Schwellung oder Schmerzhaftigkeit an der Injektionsstelle
  • Vorübergehende Müdigkeit oder reduzierte Aktivität (24-48 Stunden)
  • Leicht erhöhte Körpertemperatur
  • Vorübergehender Appetitmangel

Diese Reaktionen sind normal und Ausdruck der Auseinandersetzung des Immunsystems mit dem Impfstoff.

Seltenere Nebenwirkungen

In selteneren Fällen können auftreten:

  • Allergische Reaktionen (Nesselsucht, Gesichtsschwellung)
  • Erbrechen oder Durchfall
  • Atembeschwerden
  • Kreislaufprobleme

Wichtig: Bei diesen Symptomen solltest du umgehend tierärztliche Hilfe suchen.

Sehr seltene schwerwiegende Komplikationen

Extrem selten, aber möglich sind:

  • Anaphylaktischer Schock (akute, lebensbedrohliche allergische Reaktion)
  • Immunvermittelte Erkrankungen
  • Bei Katzen: Impfsarkom (bei Hunden nicht relevant)

Die Wahrscheinlichkeit schwerwiegender Komplikationen liegt nach wissenschaftlichen Studien bei weniger als 0,01%.

Mythen über Impfnebenwirkungen

Im Internet kursieren zahlreiche Behauptungen über angebliche Impfnebenwirkungen, die wissenschaftlich nicht belegt sind:

  • Impfungen verursachen Autoimmunerkrankungen
  • Impfungen lösen Epilepsie aus
  • Mehrfachimpfungen überfordern das Immunsystem

Die wissenschaftliche Evidenz spricht eindeutig gegen diese Behauptungen. Der Nutzen der Impfung überwiegt die potenziellen Risiken bei weitem.

Wichtig zu wissen: Die meisten schweren Erkrankungen, die zeitlich mit Impfungen in Verbindung gebracht werden, wären auch ohne Impfung aufgetreten. Die zeitliche Nähe ist oft zufällig.

Besondere Situationen: Wann ist Vorsicht geboten?

Es gibt einige Situationen, in denen besondere Vorsicht bei Impfungen geboten ist oder der Standardimpfplan angepasst werden sollte.

Erkrankungen und geschwächtes Immunsystem

Bei akut erkrankten Welpen oder Tieren mit geschwächtem Immunsystem sollte das Impfen verschoben werden:

  • Fieber oder akute Infektionen
  • Parasitärer Befall (insbesondere bei starkem Befall)
  • Unter immunsuppressiver Therapie (z.B. Kortison in hoher Dosierung)
  • Bei bestimmten Autoimmunerkrankungen (individuell zu entscheiden)

Sehr kleine Rassen und Zwergrassen

Bei sehr kleinen Hunderassen (unter 5 kg) berichten Tierärzte häufiger von Impfreaktionen:

  • Möglichkeit der Impfstoffteilung (halbe Dosis an zwei aufeinanderfolgenden Tagen)
  • Verwendung von Impfstoffen ohne Adjuvanzien (Wirkverstärker)
  • Längere Überwachung nach der Impfung

Ältere Welpen mit unklarem Impfstatus

Wenn du einen älteren Welpen oder Junghund mit unbekannter Impfgeschichte adoptierst:

  • Komplette Grundimmunisierung durchführen
  • Alternativ: Titer-Bestimmung und dann gezieltes Impfen
  • Besondere Vorsicht bei Import-Welpen aus Ländern mit hohem Tollwutrisiko

Trächtigkeit und Laktation

  • Impfungen während der Trächtigkeit werden generell nicht empfohlen
  • Bei hohem Infektionsrisiko können Totimpfstoffe erwogen werden
  • Impfung während der Laktation ist in der Regel unbedenklich

Fazit: Impfschutz als Investition in ein gesundes Hundeleben

Impfungen gehören zu den wichtigsten präventiven Maßnahmen, die du für die Gesundheit deines Welpen treffen kannst. Sie schützen nicht nur dein eigenes Tier vor potenziell tödlichen Erkrankungen, sondern tragen auch zur Herdenimmunität bei, die besonders junge, alte oder immungeschwächte Hunde schützt.

Die Core-Impfungen gegen Staupe, Hepatitis, Parvovirose, Leptospirose und Tollwut sollten für jeden Welpen selbstverständlich sein. Die Entscheidung über Non-Core-Impfungen kann individuell auf Basis des Lebensstils und spezifischer Risikofaktoren getroffen werden.

Ein sorgfältig geplanter Impfkalender, der die kritische Phase der abnehmenden maternalen Immunität überbrückt, legt den Grundstein für ein gesundes Hundeleben. Moderne Impfstoffe sind sicher und wirksam, und die seltenen Nebenwirkungen stehen in keinem Verhältnis zu den Risiken der Erkrankungen selbst.

Vertraue bei Impfentscheidungen auf wissenschaftlich fundierte Informationen und den Rat deines Tierarztes, der die individuellen Bedürfnisse deines Welpen am besten einschätzen kann. Mit einem durchdachten Impfplan gibst du deinem vierbeinigen Freund den bestmöglichen Start ins Leben.

Häufig gestellte Fragen zum Impfschutz für Welpen

Kann ich mit meinem Welpen nach draußen gehen, bevor alle Impfungen abgeschlossen sind?

Ja, aber mit Vorsicht. Nach der zweiten Impfung (etwa 12. Woche) besteht ein gewisser Grundschutz. Vermeide dennoch bis zum Abschluss der Grundimmunisierung:

  • Kontakt zu unbekannten Hunden
  • Stark frequentierte Hundebereiche
  • Gebiete mit bekannten Krankheitsausbrüchen Sozialisierung ist wichtig – suche kontrollierte Umgebungen wie Welpenkurse, wo der Impfstatus aller teilnehmenden Hunde überprüft wird.

Was passiert, wenn eine Impfung im empfohlenen Zeitplan verpasst wird?

Eine verspätete Impfung ist besser als keine Impfung. Bei geringfügigen Verzögerungen (1-2 Wochen) kann der Zeitplan oft normal fortgesetzt werden. Bei längeren Unterbrechungen muss der Impfplan individuell angepasst werden – sprich mit deinem Tierarzt darüber.

Sind Kombinationsimpfstoffe sicher oder sollte ich Einzelimpfungen bevorzugen?

Moderne Kombinationsimpfstoffe sind sicher und gut verträglich. Sie reduzieren die Anzahl der Injektionen und damit den Stress für den Welpen. Wissenschaftliche Studien haben keine erhöhten Nebenwirkungsraten im Vergleich zu Einzelimpfungen festgestellt. In besonderen Fällen (z.B. bei bekannten Unverträglichkeiten) können Einzelimpfungen sinnvoll sein.

Muss ich meinen Welpen jedes Jahr impfen lassen?

Nicht gegen alle Krankheiten. Moderne Impfstoffe gegen Staupe, Hepatitis und Parvovirose bieten oft einen mehrjährigen Schutz (bis zu 3 Jahre). Leptospirose-Impfungen müssen hingegen jährlich aufgefrischt werden. Dein Tierarzt kann durch Titer-Bestimmungen feststellen, ob eine Auffrischung wirklich nötig ist.

Kann mein Welpe trotz Impfung erkranken?

Ja, kein Impfstoff bietet 100% Schutz. Faktoren wie individuelle Immunantwort, Impfzeitpunkt oder besonders hohe Erregerdosis können zu Impfdurchbrüchen führen. Meist verläuft die Erkrankung dann aber deutlich milder. Bei korrekter Durchführung des vollständigen Impfplans ist das Risiko eines Impfversagens jedoch sehr gering.